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Der
Bauingenieur Jürgen Bechler will mit einer speziellen Schwungmethode
die Golftechnik revolutionieren. Jürgen
Bechler ist Statiker und Golfplatzarchitekt, begeisterter Skifahrer
und Golfer. Sein berufliches Know-How und seine Sportleidenschaft
haben ihn auf eine Idee gebracht, mit der er den Golfsport revolutionieren
will:
Ein Satz gleichlanger Schläger und
eine einheitliche Schwungbe-
wegung sollen die Technik vereinfachen.
Carving Golf hat er seine Erfindung genannt – in Anlehnung
an die Entwicklung des Carving im Skisport, die vor einigen Jahren
die gesamte Sportart neu definierte.
Dem Münchner, der zum ersten Mal 1983 bei einer Expedition
in Nepal zum Golfschläger griff, fiel immer wieder auf:
"Wenn ich in einem Winter
sehr viel Ski gefahren bin, war auch mein Golfspiel besser."
Warum das so war, wusste Bechler zunächst nicht. Nur, dass
er mit seinem Schwung unzufrieden war. "Technik
kann man konsequent lernen und durch Training verbessern",
sagt Bechler, der neben Golfspielen auch gern Bergsteigen geht und
früher engagierter Zehnkämpfer war. Vier Jahre lang trainierte
er – unter anderem mit der österreichischen Skilegende
Franz Klammer – bei Peter Kostis in Florida, später mit
dem US-Senior Amateurmeister Clearance Moore.
Als Techniker interessierte ihn besonders die physikalische Seite
des Schwungs: Homer Kelley, ein ehemaliger Physiker von Boing, der
in seinem Buch "Golfing Machine" den Golfschwung nach
wissenschaftlichen Prinzipien aus der Physik und Geometrie behandelt,
faszinierte ihn, brachte ihn aber nicht weiter.
Skifahren schien das beste Training: "Wenn
ich häufig beim Skifahren war, war mein Schwung eine harmonische
Bewegung. Das funktionierte am besten mit dem 7er Eisen. Das ist
ein Schläger mit einer sympathischen Länge",
sagt Bechler. Mit den anderen Schlägern lief es dagegen nicht
so gut, denn: "Durch die
unterschiedlichen Längen der Schläger entsteht keine Automatisierung,
weil die Bewegung immer anders ist".
Mit dieser Erkenntnis legte Bechler den ersten Grundstein für
Carving Golf: "Mit einem
Satz, der aus lauter gleich langen Schlägern besteht, wird
die Schwungtechnik
automatisiert. Die gleichlangen Schäfte schaffen beim Schwung
einheitliche geometrische, rhythmische und dynamische Verhältnisse.
Der Spieler muss sich nicht wie bisher zu einer Vielzahl von Schwungebenen
und Schwungrhythmen bewegen lernen, sondern nur noch zu einer einzigen"
erklärt Bechler. Er ließ einen Mustersatz von Komperdell
produzieren und das Patent sowie die Marke "Carving Golf"
in Deutschland schützen.
Doch nicht allein der Schläger macht den Schwung. Das Pendel
ist es, was (Carving-) Golf ausmacht. "Die
Amplitude ist umso größer, je größer die Amplitude
der erregenden Kraft ist"
zitiert Bechler aus seinem Physik-Lehrbuch. Die erregende Kraft
kann sein: ein Impuls nach dem "Schiffschaukel-Prinzip",
ein horizontaler oder ein vertikaler Impuls.
Nach Bechler muss der Anstoß vertikal sein:
Nur der vertikale Anstoß produziert keine Störfaktoren
beim Durchschwung. In einem Beitrag im golf manager 6/2005, in dem
Bechler das Pendelprinzip erklärt, zitiert er Ernie Els (Golf
Digest 09/97): "Pull your
left shoulder away from your chin"
und Tiger Woods: "My arms
feel like they’re falling"
(Golf Digest 01/98) – der Beweis: Die ganz großen Golfer
arbeiten mit dem vertikalen Impuls.
Diese beiden Voraussetzungen –
gleiche Schlägerlänge und Pendel-
beschleunigung durch vertikalen Impuls – bilden die Eckpfeiler
für Bechlers Lehrmethode. Daraus hat er weitere Regeln entwickelt:
GEOMETRISCHE VERHÄLTNISSE
Konstante Ansprechroutine
Der Spieler steht immer gleich zum Ball, Arm-Schläger-Winkel
einheitlich und damit weniger Haltungsfehler.
Optimale Voraussetzung für konstante
Schwunggeometrie.
Konstante Schlägerkopfbahn
Der Schlägerkopf wird auf einer konstanten Bahn zum Ball bewegt.
Einheitlicher Neigungswinkel der Schwungebene und einheitlicher
Schwungradius.
Optimale Voraussetzungen für
konstanten Impact, optimale Treffsicherheit.
RHYTHMISCHE VERHÄLTNISSE
Konstanter Pendelrhythmus
Gleichlange Schläger mit gleichlangen Eigenfrequenzen pendeln
im gleichen Rhythmus. Die Basis des Golfschwungs ist das physikalische
Pendel, einheitliche materielle Pendellänge ist die Basis für
gleichen Rhythmus.
Optimale Voraussetzungen für
gleichmäßigen Schwungrhythmus.
Konstanter Bewegungsablauf –
Timing
Gleichlange Schläger mit gleichlangen Eigenfrequenzen ergänzen
sich mit gleichlangen Hebeln zu einheitlichem Schwungrhythmus.
Optimale Voraussetzungen für
einheitliche Schwungdynamik.
DYNAMISCHE VERHÄLTNISSE
Konstantes Dynamisieren der Schwungbewegung.
Der Spieler kann mit verschiedenen Techniken Schlägerkopf-geschwindigkeitenproduzieren,
aber nur gleichlange Schläger mit
gleichen Eigenfrequenzen bieten mit einheitlichen Hebelverhältnissen
optimale Voraussetzungen für
die kontrollierte Dynamisierung des Schwungablaufs.
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Bechler
geht es bei seiner Schwunglehre vor allem um die Freude
am Sport.
"Traditionelle Golfer verfallen mehr und mehr dem Bazillus
des Leistungssports, obwohl das Spiel eigentlich ein Spiel
ist und mit aufaddierbarer messbarer Leistung ursächlich
nichts gemeinsam hat. Diese Krankheit befiel die Golfszene
leider Mitte der achtziger Jahre"
liest man auf seiner Seite www.carvinggolf.de.
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"Nicht der Freudfaktor, sondern der Stressfaktor aus falschem
Ehrgeiz heraus bestimmt die Szene der Golfer."
Das will Bechler ändern.
Carvinggolf ist eine Vereinfachung des klassischen Golfs über
Ausrüstung und Lehre. Der Carvinggolf-Erfinder hat sich bereits
ein Netzwerk aufgebaut: Eine virtuelle Carving-Golf-Schule,
einen Stützpunkt in Österreich und Kooperationen mit Sportwissen-schaftlern
der TU München. Auch im Reha- und Spa-Bereich soll seine Methode
Anwendung finden. Partner ist zum Beispiel die
Carvinggolf SpaAkademie "ayuropa Golf-Spa" in Bad Griesbach.
Eine Liechtensteiner AG vermarktet Carving Golf weltweit.
Eine Tochter von Carving Golf, "Iron Golf" startet in
diesem Jahr eine Turnierserie – bei der nur mit Eisen gespielt
wird ohne Verwendung von Hölzern.
Für Manager und Golfplatzbetreiber ist Carving Golf insofern
interessant, als es sich um eine einheitliche, standardisierte Lehrmethode
handelt.
Das heißt:
Verlässt ein Pro, der Carving Golf lehrt, den Club und kommt
ein neuer, müssen sich Schüler nicht umstellen.
Ein weiterer Vorteil:
Die Methode verspricht nach Bechler leichtere Erlernbarkeit des
schwierigen Spiels – das heißt auf lange Sicht, dass
Anfänger auch beim Golfsport bleiben und letztlich Mitglieder
gebunden werden.
Ein Rätsel ist noch offen:
Der Zusammenhang zwischen Skikönnen und gutem Golfspiel.
"Das Geheimnis ist der
Schwungrhythmus und – wieder – der Schwungimpuls"
verrät Bechler. Und beim Ski-Carving gibt es auch nur ein Paar
Ski mit gleicher Schwungeigenschaft ...
Karin Bauer
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